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Parlament der Reiher

 

Rücken aschgrau mit weißen Bändern.
Weithin erschallt „kräik“.

Schwarze Haube, rote Augen.
„Qua“ – die Stimme erinnert an Raben.

Selten zu hören, hoch und kurz „krrek“.
Kopf und Hals seitlich rotbraun, auf dem Hals schwarze Längsstreifen.

Nur dann und wann ein heiseres „Rha“.
Weiße Federn, tiefschwarze Beine, gelbe Füße.

Gedrungene Gestalt mit kurzem, dickem Hals.
Gefieder scheckige Brauntöne.
Nicht zu überhören die dumpfen Lockrufe „buubmb, buubmb“.

Jede Partei betont die Unterschiede.
Leugnet, zur Ordnung der Schreitvögel zu gehören,
deren Gemeinsamkeit ein dolchförmiger Schnabel ist.

Fische wählen den Schlund, der ihnen reichlich vorverdaute Nahrung verspricht.
Werden sie später behaupten, das Staksen mit langen Beinen, gesenktem Kopf und S-förmig gebogenem Hals nicht bemerkt zu haben?
Oder erklären: „Es war gut, dass sie Insekten fraßen. Und Molche, Frösche, Schlangen sind schließlich Molche, Frösche, Schlangen!“
Silbrige Schwärme stürzen sich auf ausgewürgte Artgenossen.
Die Luft erfüllt von Krächzen:
„In diesem Teich können Fische frei wählen!“

© Christiane Schwarze

 

Erschienen im Lyrikband | Das Schweigen der Schatten – Mosaik einer Suche
© 2020 Baltrum Verlag, Haßloch/Deutschland. [ISBN 978-3-752952-66-7]